Nachschau Berlin-Mariendorf, 7. Juni

Teenager Marciano Hauber: Eine richtig coole Socke

Der 16-Jährige gewinnt den Lauf der Silberserie sowie zwei weitere Rennen. Gold für Goldy Stardust: Michael Nimczyks Prachtstute schrammt hauchdünn am Saisonrekord vorbei. Dennis Spangenberg beherrscht das Rahmenprogramm.

07.06.2020, Goldy Stardust mit Michael Nimczyk gewinnt den ersten Lauf der Gold-Serie. Trabrennbahn Mariendorf.

Mariendorf, 7. Juni.

Wenn Marciano Hauber den Sturzhelm über den Kopf stülpt und sich auf den Start konzentriert, wirkt es so, als wäre er schon seit Ewigkeiten im Sport dabei. Doch der Niederländer ist erst 16 Jahre alt. Am Sonntag sorgte der in der kleinen Gemeinde Deurze lebende Sulkyfahrer für mächtig viel Gesprächsstoff, denn sein Auftritt auf der Derby-Bahn war absolut sensationell. Drei Siege bei vier Starts – so lautete am Ende des Tages die Ausbeute. Eines ist sicher: Der Trip in die deutsche Hauptstadt wird ihm und seinem Vater Marcel (49), der für das Training der Pferde verantwortlich zeichnet, noch lange in bester Erinnerung bleiben. Wohl nur wenige europäische Rennsportfans werden sich an ein ähnliches Ergebnis eines Teenagers erinnern können. Aus Marciano Haubers schier unglaublichen, ja geradezu historischen Bilanz stach ganz besonders sein Sieg mit der 25,3:1-Außenseiterin Gian Luca Pasel in dem mit 6.000 Euro Preisgeld dotierten Lauf der Silberserie hervor.

Die am Wettmarkt arg vernachlässigte Stute erwischte noch nicht einmal einen guten Start und lag zunächst im hinteren Teil des Feldes. Doch als sich die Siebenjährige auf der Tribünengeraden kontinuierlich verbesserte und in dem nach außen gewechselten Massai (Tom Kooyman) ein ideales Führpferd fand, bahnte sich die Überraschung an. Im Einlauf tankte sich die Braune immer näher an Massai heran und bezwang den Gegner mit viel Kampfgeist hauchdünn. Die Uhr blieb bei 13,4/1.900m stehen – eine Steigerung ihrer Bestmarke um eine halbe Sekunde. Ähnlich gewaltig war der Speed von Marciano Haubers Jeanine GO. Die Stute hatte zunächst die Innenlage, musste dann aber Ende der Gegenseite nachlassende Konkurrenten umschiffen. Auf den letzten 500 Metern wuchsen der Vierjährigen regelrecht Flügel und sie zog in 15,0/1.900m mit fünf Längen an dem Piloten Chimichurri (Roman Matzky) vorbei. Fast genauso machte es Marciano Hauber auch mit Blizzard PS, denn er versteckte den Hengst ebenfalls innen, fand kurz vor dem Ziel die entscheidende Passage und pustete erneut alle Gegner weg.

Marciano Hauber

Angesichts dieser fantastischen Ausbeute des Teenagers fiel vermutlich selbst einem Ausnahmesportler wie Michael Nimczyk, der als Heranwachsender ebenfalls großartig in seine Karriere gestartet war, die Kinnlade herunter. Der Goldhelm hatte aber keinen Grund, Trübsal zu blasen. Ganz im Gegenteil: Denn er heimste den Sieg im höchstdotierten Rennen der Veranstaltung ein – dem ersten Lauf der Goldserie um 10.000 Euro Preisgeld. Und zwar mit einer alles überragenden Goldy Stardust, die in der Zeit von 12,5/1.900m nur eine Zehntelsekunde über dem Saisonrekord von Exclusive Fire blieb. Die Stute hatte von der innersten Position aus schon auf den ersten Metern Platz zwei ergattert und ging vor den Tribünen ganz nach vorne. Auf der Schlusshalben machte der außen angreifende Rainbow Diamant (Heinz Wewering) dann ein gehöriges Fass auf. Der Kontrahent, der sich genauso wie Goldy Stardust und der für den dritten Rang ebenfalls bravourös durchziehende Victory Knick (Thomas Panschow) die Bestnote verdiente, gab zwar alles, unterlag aber nach Kampf mit einer halben Länge Rückstand.      

Ein Pferd, das ebenso wie die Trainingsgefährtin Goldy Stardust einen überaus erfolgreichen Weg geht, ist Izzi’s Newport – Michael Nimczyks zweiter Tagessieger. Der Braune behielt auch beim vierten Jahresstart die blütenweiße Saisonweste und gewann in starken 14,2/1.900m mit anderthalb Längen Vorsprung vor Paris Turf (Thorsten Tietz). Kurz nach dem Start hatten zunächst andere Pferde das Sagen, doch eine Runde vor dem Ziel war Michael Nimczyks Geduld am Ende und er ging mit dem Wallach entschlossen nach vorne. Der im Windschatten des Siegergespanns trabende Paris Turf besaß zwar noch jede Menge Reserven, kam im Einlauf allerdings viel zu spät frei, um noch etwas ausrichten zu können.

Eine regelrechte Demonstration war der Triumph von Copernikus und Dennis Spangenberg. Der Profi ließ sich mit seinem Schützling vom Startplatz 8 aus jede Menge Zeit und brachte ihn vom Ende des Feldes aus erst eine halbe Runde vor dem Ziel richtig auf Touren. Der anschließende Marsch an die Spitze war aber gewaltig. Bereits im Schlussbogen setzte sich Copernikus um Längen von den Gegnern ab und gewann in 15,0/1.900m mit Weile-Vorsprung. Auf den Geschmack gekommen, ließ „Spange“ einen weiteren Tagestreffer durch Astasia du Vivier folgen. Die oft sehr temperamentvolle Stute präsentierte sich von ihrer besten Seite und als ihr Dennis Spangenberg eine halbe Runde vor dem Ziel das entscheidende Zeichen gab, machte sie sich sofort überlegen von den Konkurrenten frei. Der „Mann in Rot“ blieb aber hungrig und fuhr noch einen dritten Erfolg heraus. Nämlich mit Virginias Prime, der überaus flink auf den Beinen war und das Geschehen in 15,4/1.900m Start bis Ziel bestimmte.        

Mit Black Angel CG hatte Robert Pletschacher seine Hoffnungen ganz auf das Finish gesetzt und der Profi lag mit dieser Taktik goldrichtig. Denn die Stute, die zunächst an vierter Stelle innen lag und im Einlauf weit außen angriff, entwickelte eine geradezu höllische Endgeschwindigkeit und fing Beebee BR (Thomas Panschow), die auf der Zielgeraden die Nüstern in Front gesteckt hatte und schon wie die Siegerin aussah, unter Rekordverbesserung auf 16,6/1.900m noch sicher ab. Völlig anders gestaltete sich der Rennverlauf für Jan van Dooyeweerd und seinen Schützling Give You All of Me, der sofort nach vorne ging und in 15,8/1.900m bis ins Ziel hinein drückend überlegen war. Der vierjährige Timoko-Sohn stand meilenweit über seiner durch zahlreiche Galoppaden arg dezimierten Gegnerschaft. 

Gesamtumsatz: 105.276,80 Euro 

Unser Terminhinweis: Die nächste Mariendorfer Veranstaltung findet am Sonntag, dem 21. Juni statt. Beginn ist um 13.30 Uhr. Im sportlichen Mittelpunkt stehen das mit 10.000 Euro dotierte erste Warm-up zum Adbell-Toddington-Rennen sowie zwei Läufe der Silber- und Newcomerserie um jeweils 6.000 Euro Preisgeld. Die Starterangabe, die Sie auch online auf www.rennbahn-berlin.de vornehmen können, ist am Montag, dem 15. Juni. Sie erreichen das Mariendorfer Rennsekretariat unter der Rufnummer 030-7401229 bzw. per Mail an starterangabe@rennbahn-berlin.de.