Samstägliche V75 in Aby mit König Gustav-Pokal, Königin Silvia-Pokal und Paralympiatravet als Highlights

V75-1

Im Königin Silvia-Pokal haben die vier Vorlaufsiegerinnen die Startnummern 1 bis 4 gewählt, was nicht überrascht. Beginnen aber kann keine der Stuten so richtig gut, daher ist zumindest der Rennverlauf offen. Glamorous Rain ging bei den letzten drei Starts schon zweimal mit der Nummer 2 ab. Die Muscle Hill-Tochter startete verhalten, hatte die Angelegenheit am Ende aber fest im Griff. Örjan Kihlström wirkte bei den Siegen so, als er habe er alles unter Kontrolle; ob er dabei noch zusätzlich Reserven für das Finale gespart hat, wird sich zeigen – aber es ist davon auszugehen. Berechtigte niederländische Hoffnungen für die vorderen Plätze ruhen auf Chebba Mil – bei ihr stimmt zurzeit die Form. Schon am 7. April konnte die Holländerin in Wolvega mit einer mächtigen langgezogenen Schlussattacke enorm beeindrucken. Der anschließende Vorlaufsieg aus der Todesspur gegen die dort sofort in Front gezogene Favoritin A Perfect Face war dann gar nicht mal so überraschend, wobei es in dieser Prüfung sogar zur Formumkehr kommen könnte, wenn Pilot Adrian Kolgjini seiner Stute diesmal einen besseren Rennverlauf verpasst. Deborah S. H. pflegt ihre Gegnerinnen am Ende einzusammeln. Nach diesem Muster landete die Maharajah-Tochter die letzten vier Siege en suite, nachdem sie zuvor als Fünfte aus der zweiten Reihe sehr viele Umwege in Kauf nehmen musste – vor ihrem Endspurt muss sich die gesamte Konkurrenz in Acht nehmen. Donna Summer gewann den nicht ganz so gut besetzten Vorlauf. Die Ready Cash-Tochter profitierte von einer sehr zügig gelaufenen Partie. Heute steht die Vierjährige vor ihrer bislang schwersten Aufgabe. Cintra wurde nach Pause von Robert Bergh sofort in der absoluten Bestverfassung vorgestellt. Aus der Todesspur war nicht weit hinter Deborah S. H., als man Zweite wurde. Olga Tooma musste bei den letzten zwei Auftritten durch die Todesspur strampeln und hielt ihr Pensum bis zum Pfosten durch, und das war gut – allerdings spricht diesmal die „7“ gegen sie. Good Vibes ist eine starke Beginnerin, die am Start nach vorne ziehen könnte und damit einen perfekten Verlauf für die Plätze bekommen würde. M. T. Rapunzel, Hard Landing, Bright Crystal und Nocturne Zon gehörten in ihren Vorläufen zu den Geschlagenen; die Nummernvergabe macht die Sache für den Sieg zu einer fast unlösbaren Aufgabe.

V75-2

Recht offen ist die Bronsdivisionen, und der Bänderstart aus einem Band macht die Vorhersage des Siegers auch nicht einfacher. Borups Tornado konnte von den letzten fünf Auftritten dreimal gewinnen, und auch der dritte Rang zuletzt – angesetzt von ganz hinten – konnte ebenfalls überzeugen. Der Wallach ist blendend in Form. Der zuletzt erstmals in Schweden angetretene Boccadamo wurde in einer Meilenprüfung hinter dem bestens bekannten Indigo Zweiter. Das letzte Teilstück absolvierte der Italiener aufrückend in der dritten Spur und bewies bis zuletzt Härte. Der Fünfjährige konnte in seiner alten Heimat auch schon Rennen über die Steherdistanz gewinnen und scheint von der Renndistanz weitestgehend unabhängig. Titan Yoda gewann den ersten Jahresstart, bei dem er erstmals mit Örjan Kihlström angetreten war, recht sicher, obwohl er dort sogar mit einer Zulage bedacht wurde. Zuletzt kam man mit dem Bänderstart überhaupt nicht zurecht und verabschiedete sich gleich am Start mit Dauergalopp. Der Ready-Cash-Sohn besitzt aber viel Klasse. Reddington musste beim ersten Jahresstart sehr viel Boden gutmachen und endete als Fünfter dennoch sehr stark. Danach – in einer schnell gelaufenen Meilenpartie – konnte er aus der Todesspur als Dritter kaum besser enden. Der unkomplizierte Gerben gewann neulich mühelos Start-Ziel, allerdings hat sich Hans Crebas für Bransbys Juke Box entschieden, was ein Hinweis sein sollte. FromHeaven Idzarda und Cruise kämpften zuletzt bis zur Linie um den Sieg und können auch hier überraschen. Västerbo ImtheMan kämpfte nach seiner Pause aus der Todesspur lange um den Sieg, nachdem er sich mit einem Doppelschlag in die Winterpause verabschiedet hatte. Ornello ist fein in Schuss und könnte gerade wegen der Springspur interessant werden. Prosecco feierte nach passendem Verlauf einen siegreichen Saisoneinstand, blieb danach als Favorit enttäuschend im Verkehr stecken. Great Winner zeigte beim Comeback als Dritter eine feine Leistung, agierte 2021 insgesamt sehr zuverlässig und hat mit der verlangten Wegstrecke keine Probleme.

V75-3

Im König Gustav-Pokal treffen unter anderem vier starke Vorlaufsieger aufeinander, die allesamt keine Blitzstarter sind. Der seit September 2021 ungeschlagene Jahrgangsprimus Francesco Zet übernahm in seinem Vorlauf in der ersten Gegenseite die Spitze und kam zum überlegenen Erfolg. Der Daniel Redén-Schützling musste schon lange nicht mehr an seine Leistungsgrenze gehen. Wer die letzten drei Auftritte von Iznogoud AM sah, wird den Muscle Hill-Sohn definitiv als ersten Herausforderer sehen. Der Vierjährige zertrümmerte regelrecht mit einsamen Tempoläufen die Konkurrenz und wird sich unter diesen Eindrücken hier bestimmt nicht kampflos geschlagen geben. Paul Hagoort hatte vor dem Rennen von Usain Lobell am 22.04. erwähnt, dass man die Ursache für den Fehler beim Auftritt zuvor in Wolvega, als der Hengst kurz vor der Linie um den Sieg kämpfend ansprang, gefunden hat, und er sollte damit Recht behalten: Von der Todesspur unbeeindruckt knackte der Lobell Countess-Sohn den Leader Felix Orlando, der vom Fleck weg das Tempo bestimmte. Auch der vierte Vorlaufsieger Aquarius Face schaltete nach identischem Run im Schlussbogen mühelos einen Gang höher und lässt damit die Siegerfrage hier im Finale im Vorfeld offen. Von den Platzierten der Vorläufe konnte insbesondere Down Under gefallen, der eingangs der letzten Kurve im Hintertreffen aus dem Rhythmus geriet und mit einer nicht mehr für möglich gehaltenen Aufholjagd noch auf den dritten Rang flog. Daher verwundert es nicht, dass sich Per Nordström für den Readly Express-Hengst und gegen seinen Blitzstarter Felix Orlando entschieden hat.

V75-4

Hier gehen die beiden besten Stuten Honey Mearas und Kali Smart mit den undankbarsten Startplätzen ab, und allein das lässt Raum für viele Spekulationen. Bei ihrem Comeback zuletzt musste sich Honey Mearas wie heute auch aus der zweiten Reihe versuchen, und mit einer Zwischenattacke kam sie letztlich zu einem sicheren Sieg gegen die meisten der heutigen Teilnehmer. Allerdings verpasste die Stute ihrem Anhang im Schlussbogen eine kleine Schrecksekunde, bei der Örjan Kihlström sie in gekonnter Manier aber gerade noch von einer Galoppade abhielt. Betting Pacer versuchte in der gleichen Prüfung ihr Glück von der Spitze aus, musste aber Mitte der Endgeraden nicht nur die Siegerin, sondern auch noch die unterwegs gleich im Vordertreffen positionierten Aperfecttric und Global Bred to Win passieren lassen. Kali Smart ließ am 26. März Dear Friend von der Spitze keine Chance. Beim Ausflug nach Seinäjoki steckte sie gegen Esprit Sisu im Einlauf schon den Kopf in Front, als ihr dann unvermittelt ein Fehler unterlief. Bei der heute mit einer besseren Ausgangslage antretenden Brezza Du Kras wollen wir für die Einschätzung der Chancen ihrem Trainer Alessandro Gocciadoro vertrauen, der es folgendermaßen formulierte: „Brezza Du Kras lief in Färjestad ein sehr gutes Rennen. Ich denke tatsächlich, dass es ihr bestes Finish aller Zeiten war und ich erwarte, dass sie mit diesem Rennen im Bauch weiter ist. Die Konkurrenz ist in einem Rennen wie diesem immer hart, aber ich denke, sie kann unter die ersten Vier kommen. Sie wird überall ohne Eisen antreten, mit einem amerikanischen Sulky und wahrscheinlich mit einem vollständig geschlossenen Zaum und nicht mit einem komplett offenen, mit dem sie letztes Mal an den Start gegangen ist“. Die zuletzt Start-Ziel siegreiche Woodbury Wine und die nach Pause wieder antretende und in Frankreich durchaus mit beachtlichem Erfolg laufende Sayonara waren im Vorjahr schon hinter Honey Mearas gut im Bild. Auch Chablis Ribb und Florist konnten im Jahr 2021 ab und an im Jahrgang punkten. La Sassicaia wurde in einer leichter besetzten Prüfung nach einem aufwändigen Verlauf kurz vorm Ziel noch abgefangen. Chandelles musste mit der „7“ ganz nach hinten zurückgenommen werden und sprang sich in der letzten Gegenseite aus der Partie.

Fazit: Kali Smart und Honey Mearas dürften weniger mit ihren Gegnerinnen, sondern eher mit den voraussichtlichen schweren Verläufen die größten Probleme bekommen. Ihnen wird hier nichts geschenkt. Beide können als Siegerinnen vom Platz gehen – und das dann auch völlig zurecht! Dennoch können die widrigen Umstände hier eine Überraschungssiegerin hervorbringen.

V75-5

Il Forte gewann am 5. März als 70:1-Außenseiter eine Meilenprüfung Start-Ziel in leichter Manier. Wer meinte, dies war lediglich eine Eintagsfliege, den belehrte er mit einem unglaublichen Tempolauf in 12,7 über Mitteldistanz und einsam von der Spitze aus; mit dieser erneuten Leistungsexplosion kam der Vierjährige damit zu einem überlegenen Erfolg. Die Neuerscheinung in der Hand von Rick Ebbinge, Charliebrown Effe, schüttelte über die Langstrecke im Schlussbogen den letzten noch verbliebenen Konkurrenten ab und gewann so in beeindruckender Art und Weise; auch im Januar in Vincennes wusste der Italiener auf dem Ehrenplatz schon zu überzeugen. Napoleon Cash gewann beim ersten Jahresstart von der Spitze aus, kam im Rennen danach mit einer ungünstigen Ausgangslage antretend auf den vierten Rang. Wie schon für seinen Schützling im V75-4 hat Trainer Alessandro Gocciadoro auch zu seinem Starter in diesem Rennen eine aussagekräftige Meinung: „Bonne Nuit Bi ist ein Pferd, von dem ich eine hohe Meinung habe, und das in diesem Rennen gut abschneiden wird. Startplatz 7 macht es ihr allerdings nicht leichter, auch wenn sie sehr schnell anfängt. Wir werden sehen, wie sie ins Rennen kommt und ich habe auch verstanden, dass sie auf gute Pferde trifft. Eventuell ist die kurze Distanz etwas besser für sie geeignet, aber ich bin mir sicher, dass sie auch über 2.140 Meter auf hohem Niveau performen kann. Sie wird wie üblich ohne Eisen und offenen Zaum und mit einem amerikanischen Sulky antreten“ – einer so fundierten Aussage wollen wir nichts mehr hinzufügen. Moons Lille Olle ging bei den letzten fünf Auftritten jeweils von Startplatz 6 ab. Dabei hat der Wallach zwar vier Rennen aus dem Feld heraus gewonnen – aber in deutlich einfacherer Konkurrenz. Das wird hier allerdings wahrscheinlich nicht genug sein, um die Favoriten zum Zittern zu bringen, zumal man auch vor einem Jahr mit der „1“ abgehend keine Bäume ausriss. Grappa Boy besitzt eine ordentliche Gesamtform, im Vorlauf des König Gustav-Pokals wurden dem Vierjährigen seine derzeitigen Grenzen aufgezeigt. Hurricane Woodland konnte bei seinem Sieg am 12. März und auch beim vierten Rang danach vollauf überzeugen. Beim anschließenden Auftritt über die Steherdistanz hielt der Fünfjährige eine langgezogene Schlussattacke nicht durch. Heute bekommt der Wallach mit Örjan Kihlström eine deutliche Fahreraufwertung und könnte daher vielleicht für eine Überraschung sorgen.  

V75-6

Unico Broline startet heute zur Abwechslung mal nicht gegen seinen Dauerrivalen Photo Phoenix, aber diese Silverdivsion ist trotzdem nicht von Pappe. Zuletzt übernahm der Cantab Hall-Sohn – für ihn etwas ungewohnt – in der Gegenseite die Spitze, um sich von dort in 10,9 auf der Mitteldistanz bärenstark zu behaupten. Beim Fehlstart kam Oscar L. A. noch blendend ab, beim gültigen Start sprang er dann und beendete den Traum eines Erfolgs in einem prestigeträchtigen Steherrennen. Zum Jahreseinstand zuvor konnte er jedoch enorm beeindrucken. Gegenüber Unico Broline hat man hier die bessere Nummer, was der entscheidende Vorteil um den Sieg sein könnte. Iceland Falls brachte ihre blendende Frankreich-Form mit nach Schweden. Schon der dritte Rang mit Doppelzulage war unheimlich stark, der Sieg nach langgezogener Schlussattacke im Rennen danach kam daher auch nicht ganz überraschend. Rackham konnte neulich sein gewohntes Pensum in der Todesspur nicht durchhalten; vielleicht wird der Love-You-Sohn hier einmal kräfteschonender eingesetzt. Abschreiben sollte man den Hengst keineswegs. Elegant Ima war im Vorjahr in vielen Jahrgangsrennen prominent platziert. Das Jahresdebüt, bei dem er von hinten ansetzte, war recht ansprechend. Die schlechte Nummer macht es allerdings schwer, ganz weit vorne zu landen. Toto Barosso fing zuletzt überraschend stark an und zeigte, was er ohne Fehler zu leisten imstande ist. Galantis und Upper Face mussten in dieser höllisch schnell gelaufenen Meilenpartie aus dem Hintertreffen gebracht werden; heute treten sie im Hinblick auf ein Platzgeld mit besseren Nummern an. Racing Ribb gewann eine leichter besetzte Meilenpartie von der Spitze, muss ebenso wie der in seiner Heimat immer gut platzierte Z. Boko von ganz außen ran – das schmälert die Chancen der Beiden natürlich ein wenig. Astronascente Zac und Dats So Cool beginnen zwar von optimalen Ausgangspositionen, sind in dieser Garnitur für den Sieg aber normalerweise nicht gut genug.

V75-7 

Extreme konnte bei der Generalprobe zum Paralympiatravet den sofort nach vorne gezogenen Night Brodde aus der Todesspur nicht kippen. Im Gegensatz zum letzten Start sind hier alle Eisen ab. Barfuß und mit der Idealnummer geht’s für den Dänen heute zur Sache – damit erklären wir ihn heute zum leichten Favoriten. Der am besten von der Spitze gehende Night Brodde hat es mit der äußeren Nummer nicht optimal erwischt, und seine Siegchancen sinken damit natürlich beträchtlich. Upstate Face zeigte sich beim dritten Start nach Pause nun auf Einhundert. Er zermürbte Diamanten aus der Todesspur und löste sich letztlich zum leicht ausfallenden Sieg; der Sechsjährige hat hier mit Extreme natürlich einen weitaus größeren Brocken vor sich. Die Titelverteidigerin Delia de Pommereux konnte im Vorjahr gegen Very Kronos gewinnen. Die Stute hat 2022 als Empfehlung einen Ehrenplatz aus dem Prix de France vorzuweisen, außerdem war sie im Prix de Atlantique in Enghien hinter dem Spitzenduo als Dritte gut im Bilde. Who‘s Who sprang zuletzt im ersten Bogen neben einem springenden Kandidaten wohl aus Sympathie mit. Die Form zuvor war gut, die Nummer passt: der Maharajah-Sohn wird die Gegner bestimmt nicht kampflos ziehen lassen. Born Unicorn gewann die Partie der versemmelten Generalprobe von Who‘s Who. Der Wallach stellte damit das fehlerhafte Saisondebüt richtig und bewies, dass er in der neu angekommen Klasse bestehen kann. Spickleback Face konnte Born Unicorn neulich nicht gefährlich werden, war jedoch dicht hinter ihm; außerdem ist er seit Wochen in der engsten Entscheidung zu finden und peilt auch hier ein Platzgeld an. Best Ofdream Trio trabte beim vorletzten Start beim Ehrenplatz eine tolle Zeit und schlug Önas Prince, der vor einer Woche triumphierte. Der Italiener ist seit seiner Übersiedlung nach Schweden eine Bereicherung, und den letzten fehlerhaften Auftritt auf der etwas schwierigen Bahn in Mantorp wollen wir da nicht überbewerten. Mindyourvalue W. F. hat schon viele harte Schlachten geschlagen und gibt nach wie vor sein Bestes. Um in der engeren Entscheidung mit dabei zu sein, muss er aber wieder einige Schippen drauflegen. Pacific Face wuchs neulich zwar über sich hinaus, hier wäre der Dauerläuf

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