15.09.25

„Ich kenne keinen, der das nicht super findet“

Alle Augen richten sich am Donnerstag um 19 Uhr nach München-Riem. Denn auf der dortigen Galopprennbahn lebt eine Tradition wieder auf: Dort gibt es nicht nur Galopprennen zu bestaunen, sondern auch ein Trabrennen. Der Andrang ist riesig beim Comeback der Traber: 18 Starter haben sich angemeldet – fast wie in Frankreich. Und einer ist dabei, für den dieses Rennen beste Erinnerungen birgt: Peter Platzer. Er hat das letzte Grasbahnrennen in München-Riem vor der langen Pause mit seinem Tibur für sich entscheiden können. Deshalb hat Melanie Bäumel-Schachtner mit dem erfolgreichen Amateurfahrer aus München ausgiebig über das kommende Event im Interview gesprochen. Denn natürlich ist Peter Platzer auch diesmal wieder mit von der Partie und bietet mit Billy Kimber ein sehr chancenreiches Pferd auf. Er hat uns auch in die Besonderheiten der Riemer Bahn einen Einblick gegeben.

Peter PlatzerAmateur-Trabrennfahrer
Kategorie: Rennbahn-Talk
Herr Platzer, Sie waren 2011 der letzte Sieger auf Gras mit Tibur. Gehen Sie mit schönen Erinnerungen wieder an den Start

Ja, natürlich. Der letzte Sieg war ja total überraschend. Tibur war großer Außenseiter, die Siegquote betrug über 300 Euro. Das zeigt aber auch, dass auf der Grasbahn vieles möglich ist – und das macht die Sache so spannend. Es ist vieles anders: Es ist eine riesige Bahn, da geht es nur einmal rum und das ist einfach etwas ganz Besonderes.

Waren Sie überrascht, dass Sie 17 Gegner haben am Donnerstag

Ich habe schon gewusst, dass es viele sind. Eine Teilung wäre wohl wegen des Sponsorings und wegen der Uhrzeit nicht gegangen, weil München-Riem ja kein Flutlicht hat. 18 Pferde sind viel, aber auf der großen Bahn ist genügend Platz. Es werden aber dann schon sehr viele ohne Geld nach Hause gehen, aber von der Bahn her ist die Anzahl der Starter okay. Und im Rennen pressiert eh nichts. Man muss warten, denn der Einlauf ist ja ellenlang in Riem. Das ist auch für die Fahrer, die es von der C-Bahn gewohnt sind, auf Gras zu laufen, etwas Neues.

Ist das also auch das Geheimnis? Nicht zu früh anzugreifen

Ja, genau. Im Bogen darf man noch gar nicht fahren. Der Einlauf ist geschätzt doppelt so lang wie in Daglfing. Da eilt nichts. Und man hat genügend Platz, man kann auch in ganz äußeren Spuren fahren und angreifen. Das ist auf so einer großen Bahn anders.

Sehen Sie einen Vorteil, weil Sie die Gegebenheiten so gut kennen

Es sind durchaus mehrere Fahrer, die hier schon gefahren sind und sich auskennen, zum Beispiel Rudi Haller. Ich muss aber sagen, ich mag es sehr gerne, auf der Grasbahn zu fahren. Ich habe letztes Jahr bei der Europameisterschaft auch ein Rennen auf Gras im belgischen Ostende gewonnen. Den Pferden gefällt es meistens auch sehr gut auf der Grasbahn, das ist einfach ein anderer Untergrund – nicht zu weich und nicht zu hart. Das ist eine tolle Abwechslung.

Sie sehen die Initiative im Riem also positiv, wieder Trabrennen zu veranstalten

Auf alle Fälle. Es geht jetzt darum, sich als Trabrennsport dort gut zu präsentieren. Ich würde mich freuen, wenn wir wieder die Möglichkeit hätten, dort als Alternative zu starten, und hoffe, dass es wieder zu einer festen Instanz wird. Für die Zuschauer, die zu den Galoppern gehen, ist es sicher auch eine tolle Abwechslung und für uns Traber auch die Chance, dass so ein Besucher vielleicht auch mal nach Daglfing schaut, wenn ihm das Trabrennen gefallen hat.

Würden Sie sich auch mehr Zusammenarbeit zwischen dem Trab- und dem Galopprennsport wünschen

Ich bin ein wenig zu weit weg, um das genau zu beurteilen, wie das zwischen Riem und Daglfing gestaltet werden könnte. Es war ja schon oft die Rede, dass man zusammenarbeitet, auch früher. Aber grundsätzlich gilt für mich: Es gibt viele Orte auf der Welt, an denen Trab- und Galopprennsport Hand in Hand veranstaltet werden, und das sind wirklich gute Beispiele. Und ich bin schon ein Fan der Überlegung, dass man sich im Trab- und im Galopprennsport mehr zusammentut, zumal beide die gleichen Probleme haben und auch beide mit dem gleichen Lebewesen arbeiten – dem Pferd. Da könnte man sich mehr gegenseitig unterstützen.

Haben Sie trainiert auf Gras

Nein, nicht speziell, wir haben die Möglichkeiten gar nicht – so wie die meisten. Aber Billy sollte dennoch gut zurechtkommen. Er ist trabsicher, das ist auf der Grasbahn wichtig. Manchmal lässt er ein wenig Kampfgeist vermissen, so dass man schauen muss, sollte er im langen Einlauf vorne sein. Aber wie gesagt, ich werde nicht zu früh fahren, und eigentlich rechne ich mir schon gute Chancen aus. Auch für die C-Bahn-Pferde, die auf der Grasbahn fahren, ist es im Riem doch anders, weil die Bahn so groß und die Bögen so weit sind. Ein Pferd, von dem ich glaube, dass es bestens zurechtkommt, ist Ocean Eyes. Der ist trabsicher und kampfstark, ich glaube, dass er in Riem gut aufgehoben ist. Es könnte sein, dass schnell einige Pferde durch Galopp ausfallen – die, die auf der Grasbahn nicht klarkommen. Das gibt es auch. Die Pferde kommen entweder sehr gut damit zurecht oder gar nicht. Und es gewinnen oft auch Außenseiter, so wie damals Tibur. Der war auch manchmal nicht so kampfstark, aber an dem Tag hat er sich überhaupt nicht ausgekannt: Er hat gar nicht gewusst, wo er ist und wo das Ziel ist. Da kann man die Pferde schon auch überraschen, und für den Kopf ist so eine Abwechslung auch super.

Erzählen Sie uns doch mal, wie sowas in der Praxis abläuft. Gibt man da als Fahrer Heat? Und wo spannen Sie ein

Wir spannen alle in Daglfing ein und fahren dann rüber nach Riem. Da sind die Pferde ohnehin schon in Bewegung. Es gibt Fahrer, die geben Heat, und zwar auch in Daglfing – in Riem ist es nicht möglich. Ich selbst werde noch mit dem Trainer absprechen, ob wir Heat geben oder ob die Fahrt zur Bahn nach Riem reicht. Die Pferde kommen dann wie die Galopper auch in den Führring, und danach geht es ab auf die Bahn.

Passen da alle 18 Gespanne in den Führring

Das weiß ich nach 14 Jahren gar nicht mehr, ob da wirklich so viel Platz ist oder ob alle mal nacheinander fahren und danach auf die Bahn fahren – da bin ich selbst gespannt. Auf jeden Fall müssen wir alle unser Bestes zeigen und ein schönes Bild abgeben. Es wäre echt schön, wenn in Riem wieder regelmäßig solche Rennen stattfinden würden. Ich kenne diese schöne Tradition schon als Kind, und früher sind die Trainer sogar regelmäßig zum Schnellfahren nach Riem gefahren. Ich weiß nicht, auf wen die Initiative am Donnerstag in Riem zurückgeht – vielleicht auf Sascha Multerer, der sowohl in Riem als auch in Daglfing tätig ist. Aber es ist wirklich toll, dass so etwas wieder stattfindet. Und ich habe noch niemanden getroffen, der das Ganze nicht super findet. Wir freuen uns darauf. Es geht darum, Spaß und Abwechslung zu haben – und zwar gilt das sowohl für den Fahrer als auch für die Pferde.