10.06.23

„Der Trabrennsport war schon als Kind meine Leidenschaft.“

Renntag für Renntag analysiert Michael Hartmann in Straubing zusammen mit Hartwig Thöne akribisch die Chancen der Pferde auf Niederbayern TV und natürlich auch live bei Wettstar. Er kennt die Neuigkeiten aus der Boxengasse, weiß genau, welches Pferd zuletzt welchen Rennverlauf hatte und hat immer wieder einen heißen Geheimtipp parat. Rennbahn-Reporterin Melanie Bäumel-Schachtner sprach mit dem 37-jährigen Moderator, Rennbahnexperten und Pferdefan aus Ismaning bei München über seine Tätigkeit und auch über seinen Hauptberuf als Vermittler von Fußballspielern, aber auch über Familie und Werte.

Michael HartmannModerator und Rennbahn-Experte
Kategorie: Rennbahn-Talk
Herr Hartmann, wie sind Sie eigentlich auf die Rennbahn gekommen

Ich durfte als kleiner Junge schon mit meinen Eltern immer mit auf die Rennbahnen. Damals war es noch voll – wenn ich beim McDonald’s-Renntag in Daglfing einen Platz in der ersten Reihe wollte, dann mussten wir früh da sein. Als ich drei Jahre alt war, hab ich am Souvenirstand in Daglfing mein erstes Spielzeugpferd bekommen. Ich hab damals den Keen to Trot von Gerd Biendl so geliebt, und das war dann mein Keen to Trot. Das habe ich Gerd auch später mal erzählt. Lustig ist, als Kind habe ich immer 2,50 Mark am Renntag bekommen, um zu wetten. Zu 99 Prozent hab‘ ich auf Herbert Strobl gesetzt. Und jetzt ist mein kleiner Sohn Maxi ein Fan von Lucki Strobl! Er ist ganz begeistert von ihm.

Wie wurde dann der kleine Michi zum gestandenen Fernsehexperten

Bei Traber TV ging’s los. Irgendwann kam dann Straubings Präsident Josef Schachtner auf mich zu, und damit haben die Sendungen auf Niederbayern TV begonnen. Straubing ist eine Riesensache für mich. Irgendwann meldete sich dann auch Daglfing. Da helfe ich auch immer mal wieder gerne aus, aber grundsätzlich gehört da der Renntag meiner Familie.

Sie sind immer top informiert. Wie bereiten Sie sich vor

Im Prinzip weiß ich fast alle Rennen auswendig. Und wenn nicht, dann schaue ich mir die letzten zwei, drei Rennen von einem Pferd noch einmal genau an. Wenn das Rennprogramm rauskommt, dann kritzel ich es mit all den Infos voll, die ich weiß. Wenn ein Pferd neu in Bayern ist, wie zum Beispiel Figaro Juvel, dann rufe ich auch immer wieder die Aktiven an. Grundsätzlich ist es für mich unglaublich wertvoll, wenn ich an einem Renntag in Daglfing nur als Besucher bin und dort Zeit habe, mit den Fahrern und Trainern und Besitzern zu sprechen. Ich glaube, das ist etwas, was man als Experte können oder lernen muss: Zuhören! Gerne erzähle ich auch ein paar Geschichten drumherum. Denn das wollen die Leute wissen. Das Rennprogramm können sie auch selbst lesen.

Man kennt Sie auch als Besitzer und Amateurfahrer, aber mittlerweile sitzen Sie nicht mehr im Sulky

Ja, genau, ich bin selbst Rennen gefahren und hatte nacheinander um die zehn Pferde. Einer von ihnen war zum Beispiel Kap de Bonne. Allerdings habe ich lange Leistungssport gemacht und leide unter schweren Rückenproblemen. Und mein Rücken gibt es nicht mehr her, dass ich selbst fahre. Es ginge vielleicht noch so lala, aber wenn ich was mache, dann möchte ich das richtig machen, und es ist ja auch nicht ungefährlich – das Pferd merkt auch, wenn man nicht die volle Kraft hat. Meine Frau hat mir dann nahegelegt, die Fahrerleinen aus der Hand zu geben, und sie hatte Recht damit. Ich bin aber froh, dass ich als Kommentator meine Leidenschaft dennoch ausleben kann. Die Leute sind begeistert und reden mich auch darauf an.

Aber Sie haben ja auch noch einen spannenden Hauptberuf – erzählen Sie

Genau, ich bin Sportmanager und vermittle Fußballspieler von A nach B. Zurzeit sind es Zweit- und Drittligaspieler. Vorher habe ich beim FC Ingolstadt als Manager gearbeitet und dachte mir, warum nicht selbst auf freiberuflicher Basis tätig sein. Der Auslöser war, dass meine Oma einen schweren Schlaganfall hatte und ich für sie da sein wollte. Meine Frau und ich haben sie gepflegt, und wir hatten noch ein sehr schönes, bewusstes halbes Jahr mit ihr, in dem wir ihr den Wunsch erfüllen konnten, nicht in einem Heim sterben zu müssen. Das war uns sehr wichtig, und wir sind sehr froh, das gemacht zu haben. Ich glaub, meine Oma hat mir auch ein wenig geholfen, dass es beruflich so gut klappt.

Gibt’s einen großen Deal, den Sie schon unter Dach und Fach gebracht haben

Ja, es gibt einen, und den fädle ich gerade ein. Ich habe lange dafür gearbeitet. Es wird ein Spieler sein, der zu Borussia Dortmund geht. Wir stehen direkt vor dem Abschluss. Ich bin beruflich übrigens nicht der, der die Spieler managt und ihre Post macht, sondern der, der sie zu anderen Vereinen vermittelt. Inzwischen rufen mich wirklich gute Clubs an und fragen, ob ich einen passenden Spieler für sie hätte.

Juckt es da aus beruflichen Gründen auch manchmal in den Fingern, dass Sie gerne ein Rennpferd zu einem anderen Trainer vermitteln würden

Auf jeden Fall. Es gibt mit Sicherheit Pferde, die würde ich gerne bei einem großen Trainer sehen. Oder bei einem anderen Trainer. Das Training für ein Pferd muss da nicht zwangsläufig besser sein, aber vielleicht anders. Aber ich würde nicht ins Ausland vermitteln, auch, wenn ich den ein oder anderen bayerischen Starter in Schweden erfolgreich sehen würde. Weil wir müssen echt froh sein um die Pferde, die wir noch haben!