„Ich sitze seit meiner Kindheit im Sulky.“
Wer in Frankreich einen absoluten Pferdesportexperten sucht, der kommt an einem Namen nicht vorbei: Anthony Grueau. 13 Jahre war der 34-Jährige eines der Gesichter des französischen Rennsportsenders Equidia. Auch als Agent sehr prominenter Fahrer und Trabreiter wie Mathieu Mottier und Benjamin Rochard und auch des schwedischen Topfahrers Björn Goop hat er sich längst einen großen Namen gemacht. Am Sonntag steigt Anthony Grueau in den Sulky von Shure Hit, um zum wiederholten Male ein Gästefahren in Gelsenkirchen gegen Kommentatoren-Kollegen zu bestreiten. Rennbahn-Reporterin Melanie Bäumel-Schachtner hat dies zum Anlass genommen, um mit ihrem langjährigen Weggefährten Anthony Grueau zu plaudern.
Ja, ich durfte 2019 schon mal mitfahren. Ich steuerte Donovan Norg, der von den Formen her ein Außenseiter war. Das war wirklich eine außergewöhnliche Erfahrung für mich an einem phantastischen Renntag. Es hat mir unglaublich viel Spaß gemacht. Wir hatten einen super Rennverlauf im Rücken des Tempomachers und das Pferd konnte schließlich einen sehr ordentlichen vierten Platz holen. Der Trainer war davon sehr begeistert.
Ja genau. Ich hatte die Daumen gedrückt, dass ich dieses Mal mehr Losglück haben würde, aber es wurde wieder ein Außenseiter für mich gezogen. Das ist ein sympathisches Pferd, der tut, was er kann. Ich habe mir seine letzten Rennen angesehen, und er ist mit seinen mehr als 13 Jahren nun schon in die Jahre gekommen. Es ist ganz witzig, weil ich mich gut erinnern kann, dass ich ihn einige Male auf Equidia kommentiert habe, als er noch jung war und gestartet ist. Er hat seit 2017 nicht mehr gewonnen, aber wir werden unser Bestes geben. Wir haben immerhin eine gute Nummer beim Autostart. Ich werde ihn verdeckt fahren und ihn zum Schluss im Speed bringen.
Schon von ganz klein auf bin ich immer zu den Trainern gegangen, um Pferde in der Arbeit zu fahren. Das tue ich heute noch, sobald ich ein bisschen Freizeit habe. Ich habe das Glück, dass ich gut rumgekommen bin. Ich war bei Jacques Bruneau, Loïc Groussard, Jean-Marie Monclin, Jean-Michel Bazire, Damien Lecroq, Christophe Chalon, Pierre-Yves Rochard – und sogar in Österreich bei Hubert Brandstatter Junior.
Ja, ich habe quasi mehrere Berufe. Ich arbeite als Journalist bei Turfcom und mache die Tipps und Infos vor allem für Province Courses. Außerdem bin ich Agent von Fahrern und Jockeys: Von Benjamin Rochard, Mathieu Mottier, Pierre-Yves Verva, Björn Goop, Guillaume Martin und Romain Congard. Dann arbeite ich noch für Auctav, ein Auktionsportal für Pferde. Ich mache Bloodstock trot und Auktionator. Und ich kommentiere die Rennen für die Fédération Anjou-Maine Centre Ouest und bin Moderator eines Fernsehsenders, für die Oxygene Radio auf den Rennbahnen verantwortlich ist.
Ich fahre hin, um Spaß zu haben, wie 2019. Das ist eine unglaublich tolle Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Einen Tag lang kann man sich wie ein echter Fahrer vor einem großen Publikum fühlen. Das ist wirklich großartig. Von der Form her haben wir nur in zweiter Linie eine Chance, aber ich bin ganz schön ehrgeizig und ich komme mit großen Ambitionen an den Start. Ich habe vor, aus meinem vierbeinigen Partner das Beste herauszuholen – und warum soll man nicht auch einmal die anderen überraschen können? (lacht)