„Meine Kinder wollen den Trabrennsport weiterführen.“
Kano Comfort, Gigaro, Impulsivo, Ornelleia und Indigious – in 60 Jahren Trabrennsport hat Harald Krogmann sich über unzählige Erfolgspferde gefreut, die für seinen Stall Express national und international für Furore sorgten. Rund 180 Rennen, darunter Standard- und Zuchtrennen für Amateure, hat der Wahl-Münchner selbst gewonnen. Weitere Treffer steuerten unter Willi Rode und Dieter Oppoli, Gerd Biendl, Stig H Johansson und aktuell Wolfgang Nimczyk bei. Bei allem Fortune im Trab- und sogar im Galopprennsport ist Harald Krogmann auf dem Teppich geblieben. „Ich hatte einfach im Leben sehr viel Glück“, sagt er bescheiden. Die Glücksgöttin Fortuna kann sich am Wochenende einmal mehr mit ihm gütig zeigen: In jedem der drei Vorläufe startet ein Pferd aus dem Stall Express, mit Y Not Diamant stellt Krogmann zusammen mit dem Stall MS Diamanten sogar den Derbymitfavoriten. Und eigentlich gibt er ja keine Interviews. Für Melanie Bäumel-Schachtner hat er eine Ausnahme gemacht und sie zum Exklusiv-Gespräch nach Grünwald eingeladen. Dabei verrät der passionierte Rennsportfan auch, dass seine Kinder sein Hobby weiterführen möchte, das auch Ehefrau Renate seit jeher teilt.
Ich war in meiner Karriere als Besitzer schon rund zwanzigmal Zweiter oder Dritter im Derby. Aber diese Geschichte heuer ist nun wirklich toll. Ich war total überrascht, wie Y Not Diamant letztes Mal mit allen Reserven gesiegt hat. Ich glaube, heuer haben wir eine Riesenchance zu gewinnen.
Nein, ich dachte nicht, dass unserer so stark ist und dass er spielend 12 fahren kann. Aber er war unglaublich gut drauf, und nun glaube ich auch, dass wir im Derby eine echte Siegchance haben.
Er geht wirklich rechtsherum nicht so gut. Dennoch bin ich von dem Pferd absolut überzeugt. In Holland ging er trotz sehr schlechten Rennverlaufs großartig und war in 13,2 über 2.600 Meter nur knapp geschlagen. Wenn Sie mich im Mai gefragt hätten, dann hätte ich gesagt, Yahoo und Sir Express sind beide unter den ersten vier Pferden beim Derby.
Wir haben einen Managementfehler gemacht mit Sir Express. Wir hätten mit ihm nicht ein zweites Mal nach Schweden gehen sollen. Es war anstrengend und es war heiß. Er war zurück und war echt down und müde.
Ja, in Gelsenkirchen war er besser. Ich fand ihn okay. Michael Nimczyk fand ihn sehr gut. Wer mich kennt, der weiß aber: Ich bin hart in meinen Kritiken. Ich muss aber in jedem Fall betonen, mit Michael Nimczyk arbeite ich hervorragend zusammen. Er fährt exzellent und macht das alles ganz ausgezeichnet.
Mein Vater hat mir in den Sechzigerjahren nicht nur seine Spedition, sondern auch seine Pferde übertragen. Wir waren bei Willi Rode und Dieter Oppoli. Das war eine tolle Zeit. Ich habe damals viele Amateurstandardrennen und -zuchtrennen gewonnen. Die Pferde hat mir damals alle Willi Rode angespannt. Ich habe dann mit dem Fahren aufgehört und ich hab auch einige Zeit als Besitzer pausiert. 1984 hat uns der Besitzer von Athos Duke zum Derby eingeladen und der hat in toller Manier das Derby gewonnen, mit entsprechender Siegesfeier. Die Stimmung und Atmosphäre waren gigantisch. Meine Frau sagte danach: ‚Es war so schön – warum können wir uns nicht wieder ein Rennpferd kaufen?‘ Genau an dem Tag hatte ich Zeit und bin zu Walter Heitmann sen. gefahren. Unter anderem habe ich Impulsivo und Icurinus gekauft, die haben sehr viel gewonnen.
Als mich mein beruflicher Weg dann nach München führte und ich dort eine Niederlassung meiner Spedition begründete, kam ich mit zwei Pferden zu Heli Biendl und dort war sein Bruder Gerd beschäftigt, der meine Pferde betreute. Dann habe ich ihn 1987 bei der Selbständigkeit unterstützt und Gerd wurde, weil meine Pferde so gut waren, schon ein Jahr später Champion. Ich muss noch heute sagen, die Zeit mit und bei Gerd Biendl war die schönste für mich im Trabrennsport. Aber auch als ich Pferde bei Stig H Johansson hatte, fand ich das toll. Er ist ein großartiger Mensch. Ich war alle zwei Wochen dort. Wir hatten die gleiche Denkweise.
Oh ja, auf alle Fälle. Das ist elf Jahre her. Ich habe damit abgeschlossen und meinen Frieden gemacht. Ich freue mich auf tolle Renntage zusammen mit der ganzen Familie.
Ja, sie sind dabei, und das ist es, was mich am meisten freut: Als sie noch Kinder waren und wir fuhren zu den Renntagen, wenn ich Starter hatte, dann haben sie immer lange Gesichter gezogen und ganz frustriert und gelangweilt die Wettzettel vollgemalt. Auch später hatten sie mit dem Trabrennsport nicht viel am Hut. Das hat sich inzwischen, ohne dass ich nur das Geringste dazugetan habe, vollkommen geändert. Jetzt sind sie total begeistert. Sie haben heuer die Vergabe der Startplätze in den Vorläufen mitverfolgt und auch ständig bei mir angerufen, ob dieses und jenes nun eher gut oder eher schlecht ist. Es macht richtig Spaß, dass sie nun so begeistert sind. Sie kommen auch total gerne mit, um die Fohlen zu besuchen, die bei Arne Fiedler so großartig untergebracht sind. Wir haben auch eine große Freude, dass es unserem Deckhengst Indigious dort so gut geht und er dieses Jahr schon 50 Stuten gedeckt hat und tolle Produkte bringt.
Nun sind meine Kinder auch voll für den Trabrennsport entflammt. Und sie habe mir gesagt, dass sie in meine Fußstapfen treten und damit auch später weitermachen möchten. Darüber bin ich und meine Frau Renate absolut glücklich.
Sehr bedingt. Ich mahne vor der Zukunft. Am meisten Sorgen macht mir, dass uns in jeglicher Hinsicht der Nachwuchs ausgeht. Das betrifft nicht nur die Startpferde, sondern auch die Altersstruktur der Trainer, Fahrer und natürlich auch der Besitzer. Wenn sich nichts ändert, gibt es den Sport in zehn Jahren nicht mehr.
Absolut positiv. Ich habe immer sehr darauf geachtet, den Pferden Zeit zu geben. Dennoch war ich im Derby so oft platziert, als es dreijährig war. Das war für mich immer der richtige Weg. Gerade Gerd Biendl ist ihn stets mitgegangen.
Y Not Diamant gewinnt für mich seinen Vorlauf. Yahoo Diamant kann glattgehend auch Schampus schlagen, ist aber rechtsherum nach wie vor ein Fragezeichen. Und Sir Express hat sich gute Gegner eingeladen und mit der Startnummer 8 natürlich auch eine schlechte Ausgangslage. Hier wäre ich mit einem kleineren Platzgeld zufrieden.