19.08.23

„Seit 40 Jahren möchte ich einmal beim Derby mitfahren.“

Vor vier Jahrzehnten schon stand der kleine Stefan an der Barriere der Rennbahn in Berlin-Mariendorf und träumte davon, einmal selbst beim Derby mitfahren zu dürfen. Der sehnliche Wunsch ist jetzt in Erfüllung gegangen, auch, wenn der Dreikäsehoch von damals natürlich darauf warten musste, bis aus ihm ein gestandener Fahrer wurde: Stefan Hiendlmeier krönt seine Karriere mit der Teilnahme am Derby mit seinem See the Moon, den er selbst qualifiziert hat, mit einer fulminanten Vorlaufleistung. Hiendlmeier ist der einzige Amateur im Feld und sieht die Leistung eher beim Pferd als bei sich selbst, wie er Rennbahn-Reporterin Melanie Bäumel-Schachtner verraten hat. Mit einer Platzierung rechnet er nicht – aber er freut sich auf die Atmosphäre und darauf, dabei zu sein beim „Rennen der Rennen.“

Stefan HiendlmeierAmateurtrabrennfahrer und Starter im Derby 2023
Kategorie: Hast Du’n Sieger?
Herr Hiendlmeier, das war ja bombastisch, was da See the Moon in seinem Vorlauf gezeigt hat – Zweiter in 12,8! Haben Sie mit sowas gerechnet

Gehofft schon, ganz insgeheim, ohne darüber zu sprechen. In Straubing ging er schon 15,7, ohne an seine Grenzen zu gehen, und die Derbybahn ist ja noch einmal zweieinhalb bis drei Sekunden schneller.

Das muss ja ein Hammergefühl gewesen sein

Ja, auf jeden Fall. Da ist ein echter Kindheitstraum in Erfüllung gegangen. Schon vor 40 Jahren stand ich da und wollte einmal im Leben mitfahren.

Und nun haben Sie es sogar geschafft, der einzige Amateur im Feld zu sein

Ja, aber ich führe das gar nicht mal auf meine Leistung zurück. Es kommt schon vom Pferd. Mit diesem Laufen hat sich mein Hengst die Krone aufgesetzt. Ich bin g’scheit stolz auf See the Moon!

Die Nummer 4 im Finale des Derbys ist ja auch nicht ganz übel

Ja, die 4 war unter den verbliebenen Nummern verlockend, ich erwarte aber eine heiße Startphase, weil die drei Pferde innen sehr gut beginnen. Und dann kommt es darauf an, wie schnell Perfecto von hinten ankommt, ob ich dann innen eine Lage finde. Aber es ist alles ohnehin die Kür, was jetzt noch kommt.

Also glauben Sie nicht, dass Ihrem Pferd der Lorbeerkranz umgehängt wird oder Sie zumindest ein Platzgeld mitnehmen können

Nein, man muss echt realistisch werden. Ein Platzgeld wäre zu vermessen. Dazu kommt noch, dass er die Hitze nicht so mag. Er hat schon an zwei heißen Tagen in größeren Rennen nicht die Leistung abrufen können, wie man ihn sonst kennt. Auch im Training ist er müder, wenn es heiß ist. Und es soll ja recht heiß werden.

Daher werden Sie einfach das Derbyfeeling genießen?

Genau, ich freue mich auf die Parade und das Rennen zu fahren – wie ich es mir schon vor 40 Jahren gewünscht habe.

Aus Straubing gab es ja schon lange keinen Derbyfinalisten mehr

Meines Wissens nicht. Der Letzte dürfte Heli Biendl gewesen sein – es könnte Titus B gewesen sein.

Wie sieht nach dem Derby die Marschrichtung für See the Moon vor? Geht’s in die Breeders Crown

Wenn er alles gut wegsteckt – er verliert immer viel Gewicht beim Transport -, dann könnte er in Daglfing in der TCT-Serie starten. Wenn er bis dahin kräftig und fit genug ist, dann soll er da mitlaufen. Danach vielleicht noch St. Leger in Gelsenkirchen und vielleicht dann tatsächlich die Breeders Crown. Aber das entscheidet er. Ich glaube, dass er sich nächstes Jahr gut weiterentwickeln wird.

Hat er dann den Vorlauf schon verkraftet

Ja, hat er. Er hat zwar wieder Gewicht verloren, aber es ist alles gut bei ihm. Er ist ja eigentlich ein Bulle, und das muss er ja auch sein, um da mitlaufen zu können.

Hat Ihr Trainer Manfred Schub speziell trainiert für das Derby

Nein, wir haben nichts verändert. Wir sind weiterhin Intervalle gefahren auf der Speedgeraden über Land, nicht zu schnell, wir haben nichts Besonderes gemacht, weil das Training, das er bekommt, passt ja sehr gut.