Die Aufregung steigt – Prix d´Amérique 2021 am Sonntag, den 31.01.2021

„C´est Partiiiii“ ertönt es aus den Lautsprechern zum Start des bedeutendsten Trabrennen der Welt. Über die Distanz von 2700 Metern auf der großen Piste von Paris-Vincennes geht es um ein Preisgeld in Höhe von einer Million Euro. Es ist das Highlight des Jahres für Traberfans!
Es ist so weit und es wird eine XXL-Herausforderung für die Gegner von Face Time Bourbon und seinen Fahrer Björn Goop. Der Champion geht als Favorit in den Prix d´Amérique 2021. Auf dieser Distanz und der Piste von Vincennes ist es noch keinem Traber gelungen, den Titelverteidiger zu bezwingen. 5 Siege bei 5 Starts lautet die Bilanz und lässt den Hengst für viele Beobachter unschlagbar erscheinen. Doch ist er das? Wir stellen die Teilnehmer vor und wagen eine Prognose.

17 Face Time Bourbon gewann im vergangenen Jahr den Prix d´Amérique im Alter von 5 Jahren und hat die Möglichkeit mit Startraber Bold Eagle gleichzuziehen, der dieses Rennen 5- und 6-jährig gewann. Mit einer eindrucksvollen Bilanz von 33 Siegen bei 28 Starts geht er am Sonntag als Favorit ins Rennen. Seine aktuelle Form ist bestechend, alle drei Starts im Wintermeeting gewann Face Time Bourbon eindrucksvoll. Nicht unerwähnt sollte aber seine Galoppade beim Start im Prix de Bourbonnais bleiben, die er zwar ausbügeln konnte, aber auch kleinere Bedenken hinterlässt. Sein letzter Sieg war äußerst knapp, so bezwang er Vivid Wise As und Délia Du Pommereux im Prix de Bourgogne hauchdünn. Der Rennverlauf war hierbei jedoch äußerst aufwendig. Einen Teil seiner Vorbereitung verbrachte Face Time Bourbon am Strand der „Côte Fleurie“ in der Normandie, wo er gemeinsam mit Tony Gio und eindrucksvollen Bildern durchs Wasser rannte. Doch dieser Ausflug war nicht geplant, Schnee und Frost verhinderten das Training auf der eigenen Piste. Trainer Sebastien Guarato äußerte sich vor dem Rennen zu seinem Crack: „Er ist bereit! Er ist das komplette Rennpferd ohne Schwachstelle, schwärmt er und gibt gleich noch eine Aussicht auf die Konkurrenz. Eine große Gefahr sieht er durch Gu d´Herpire, den nicht alle auf dem Zettel haben. Zusammen mit Face Time Bourbon, Davidson de Pont, Delia Du Pommereux und Vivid Vise As ist dieses Quintett seiner Ansicht nach den anderen eine wenig überlegen.“

15 Davidson Du Pont wird beim dritten Anlauf erstmals im Prix d´Amérique von Jean-Michel Bazire gesteuert, eine Kampfansage an den Favoriten. Der „Maître“ weiß genau, wie man ein Pferd auf dieses Rennen vorbereit und im Sulky das Optimum aus seinem Partner herausholt. Der zweitplatzierte des vergangenen Jahres wurde mit einigen Aufbaurennen behutsam aufgebaut und scheint nun seine optimale Form erreicht zu haben. Die Generalprobe gewann er am 17. Januar im Prix de Belgique in neuer Rekordzeit mit einem beeindruckenden letzten Kilometer. „Il est super affuté“, lässt Jean-Michel Bazire verlauten, was so viel heißt wie: Davidson ist heiß!

Auch 13 Délia Du Pommereux ist zum dritten Mal dabei, hat es aber trotz ihrer Klasse noch nicht geschafft, das Scheinwerferlicht komplett auf sich zu richten. Im vergangenen Jahr galt sie als „Geheimtipp“, brachte sich mit einem schwachen Start jedoch um viele Chancen und endete als Sechste unterwert. Nach einigen schwächeren Vorstellungen hat sie rechtzeitig zum Hauptevent ihre Form gefunden, was sie mit einem starken 2. Platz hinter Davidson Du Pont im Prix de Belgique eindrucksvoll bestätigte. Trotz vollem Beschlag und einem aufwändigen Rennverlauf konnte sie ihren Gegner herausfordern. Mit Eric Raffin sitzt der frischgebackene Sulky D´Or im Wagen – ein starkes Team mit Siegchancen! „Sie ist auf 100 für den l´Amérique“, sagt Adrien Charbonneau, der sich täglich um sie kümmert. „Sie hat sich weiterentwickelt und ist viel ruhiger als im vergangenen Jahr“.

4 Gu d´Héripré ist gemeinsam mit Power der jüngste Teilnehmer im Feld und sicherte sich die Qualifikation mit einem Sieg im Critérium Continental. Sieger im vergangenen Jahr war dort Face Time Bourbon, der wenig später auch den Prix d´Amérique gewann. Es werden Stimmen laut, die diesem Gu d´Héripré eine ähnliche Zukunft voraussagen und ihm einen Sieg zutrauen. So auch „Trainer“ und Mitbesitzer Fabrice Souloy: „Er kann gewinnen!“ Sein Fahrer wird wieder Frank Nivard sein, mit 5 Siegen im Prix d´Amérique der siegreichste aktive Profi (Meaulnes du Corta 2009, Ready Cash 2011 und 2012, Bold Eagle 2016 und 2017).

14 Vivid Wise As ist das zweite heiße Eisen in diesem Rennen für Besitzer Antonio Somma und wird genau wie Face Time Bourbon in seinen gelb-grünen Farben präsentiert werden. Ein „Teamfahren“ soll es nicht geben, auch Vivid Wise As meldet große Chancen an. Bereits am 3. Januar unterlag er im Prix de Bourgogne dem großen Favoriten nur knapp. Der von dem Italiener Alessandro Gocciadoro vorbereitete und gefahrene Hengst ist nach dieser Leistung fest für die vorderen Plätze einzuplanen.

Der Norweger 5 Moni Viking und der Schwede Power sind die skandinavischen Hoffnungen in diesem Jahr. Moni Viking wird von Mathieu Abrivard gesteuert, der am vergangenen Sonntag mit Bahia Quesnot den „Cornulier“ gewann. Seine größten Erfolge feierte der Maharajah-Sohn über die Steherdistanzen, wo er sich im vergangenen Sommer den Aby Stora Pris sicherte. Auch sein letzter Auftritt in Frankreich war sehenswert, er musste am 17. Januar im Prix de Belgique nur Davidson Du Pont und Délia Du Pommereux vor sich dulden. Er ist der größte Herausforderer der 5 Favoriten.

11 Power überraschte als Sieger im U.E.T-Finale, nachdem die Klassepferde Ecurie D und Gu d´Héripré ein Privatduell mit Fehlern beendeten. Diese Leistung bestätigte er im Prix de Croix, wo er auf tiefer Bahn erneut zuschlagen konnte. In der Zwischenzeit gab es jedoch auch schwächere Vorstellungen und Trainer und Fahrer Robert Bergh wird hoffen, dass er sich am Sonntag von seiner besten Seite zeigen wird.

8 Feliciano galt im Jahrgang von Face Time Bourbon als sein stärkster Konkurrent, konnte ihn jedoch nie wirklich ärgern. Im Prix de Belgique lief er als Fünfter ein gutes Rennen, er musste doch einige Körner beim Weg an die Führung lassen. Trainer Philippe Allaire wird ihn bestens vorbereitet in das Rennen schicken und auf ein gutes Platzgeld hoffen.

3 Diable de Vauvert ist die Erfolgsgeschichte aus dem Stall von Bertrand Le Beller und läuft eine bärenstarke Saison. Mit einer Bilanz von 5 Siegen und 3 dritten Plätzen aus den letzten 8 Starts geht er in den Prix d´Amérique. Sein Ticket sicherte er sich im Prix de Bretagne, den er knapp vor Feliciano gewann. Die Gegner sind um einiges stärker als gewohnt und er ist auch mit seinem beeindruckenden Formenspiegel ein Außenseiter.

1 Victor Ferm überraschte als Außenseiter im Prix du Bourbonnais mit einem 2. Platz hinter Face Time Bourbon und vor Mitfavoriten wie Délia Du Pommereux und Moni Viking. Sein Trainer Jean-Michel Bazire dämpft aber höhere Erwartungen: „ein 5. Platz ist möglich“.

2 Féerie Wood sicherte sich ein Ticket im Prix Ténor, als sie trotz weiter Wege im Schlussbogen sicher gewann. Alexandre Abrivard beschreibt die Stute als sehr sicher und einfach zu steuern, weiß aber auch, dass die Gegner wohl zu stark sein werden: „Platz 4 oder 5 ist möglich“, gibt er uns mit.

16 Bahia Quesnot hat ihr Highlight voraussichtlich hinter sich, sie ist frische Siegerin des Prix de Cornulier, dem bedeutendsten Monté-Rennen des Jahres. Dieser Sieg war überraschend, denn sie war bis dato nicht als Trabreit-Spezialistin aufgefallen. „Alles, was noch dazukommt ist ein Bonus“, sagt ein strahlender Trainer Junior Guelpa im Interview. Doch Vorsicht, er verkündet auch, dass sie sich perfekt erholt zeigt und durchaus auch mit guten Chancen in den Prix d´Amérique geht.

9 Chica De Joudes ist nicht mehr die „Alte“ und konnte in keinem der letzten Rennen überzeugen. Vielleicht das Resultat von vielen harten Rennverläufen, die sie in den letzten Jahren serviert bekam. Ganz außer Acht lassen sollte man die Stute jedoch nicht. Trainer Alain Laurent entfernt bei der Viertplatzierten des letzten Jahres zwei Eisen und wird sich dadurch den nötigen Schub erhoffen, um sie wieder auf das Level des Vorjahres zu bringen.

18 Billie De Montfort ist die reichste Teilnehmerin und wird zum vierten Mal am Prix d´Amérique teilnehmen. Die alte Dame ist immer noch in starker Form, sie gewann im Dezember den Gran Premio Delle Nazioni in Mailand und schlug dabei u.a. Vivid Wise As. Trotzdem zählt sie zu den Außenseitern.

6 Drôle De Jet ist die Wahl von Trainer Pierre Vercruysse, was ein Hinweis sein könnte. Doch der Hengst konnte zuletzt nicht an die starken Vorstellungen aus dem vergangenen Sommer über die Sprintdistanz anknüpfen. Im Prix de Bourgogne wurde er im Schlussbogen praktisch angehalten, so dass über den aktuellen Leistungsstand Zweifel aufkommen.

12 Tony Gio, 7 Looking Superb und 10 Valokaja Hindo sind große Außenseiter und werden eine zu große Aufgabe vor sich haben.

Prognose: Nach längerer Diskussion entscheiden wir uns gegen Face Time Bourbon. Im Gegensatz zu seinen Gegnern läuft der Hengst seit Monaten in Hochform und absolvierte bereits 9 Starts seit einer Auszeit im vergangenen Jahr. Darunter waren einige harte Schlachten und eine Reise nach Neapel zum Premio G.p. Lotteria. Ein hartes Pensum, dass seine Gegner nicht hatten. Davidson Du Pont und Délia Du Pommereux haben rechtzeitig ihre Höchstform zur Hand und richten damit eine Kampfansage an den großen Favoriten! Wir sehen sie mit Face Time Bourbon auf Augenhöhe, es gibt jedoch die höheren Odds. Nicht unterschätzen sollte man Gu d´Héripré und Vivid Wise As, beide stellen ebenfalls Ansprüche. Diese 5 Pferde sind stärker als die anderen Teilnehmer und sollten die vorderen Ränge unter sich ausmachen.

Tipp: Davidson Du Pont (15) – Délia Du Pommereux (13) – Face Time Bourbon (17) – Gu d´Héripré (4) – Vivid Wise As (14)

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